19 Februar 2008

eBay Neuerungen

Es ging durch die verschiedenen Medien, das Internetauktionshaus eBay sieht mal wieder die Zeit gekommen, etwas an seinen Bedingungen zu drehen. Zu viele Karteileichen haben sich in den vergangenen Monaten angesammelt, der Umsatz stagniert.

Was macht man bei stagnierenden Umsätzen, wenn man als (börsennotiertes) Unternehmen den Gewinn erhöhen muss (um den Aktienkurs nicht sacken zu lassen und dann plötzlich z.B. von Google aufgekauft zu werden)? Normalerweise entlässt man ein paar Mitarbeiter und hofft, dass die verbliebenen aus Angst um ihre Jobs die Lücken schon mit unbezahlten Überstunden füllen werden. Aber wenn man quasi Monopolist ist, hat man auch noch andere Möglichkeiten: Preise erhöhen und das hinter irgend welchem Zuckerbrot verstecken.

So macht es denn auch eBay. Es erhöht seine Verkaufsprovision von 5% des Verkaufserlöses auf 8% (genaue Daten liegen mir nicht vor, bisher galten die 5% nur bis zu einem Verkaufserlös von 50€, darüber gab es Abschläge; wie das zukünftig in diesen Fällen geregelt wird liegt mir noch nicht vor). Dafür wird Privatverkäufern, die Artikel zu einem Startpreis von einem Euro einstellen, die bisherige Einstellgebühr von 25 Cent erlassen.
Wir halten fest:
  1. Gewerbliche Anbieter erhalten diesen Vorteil nicht, für sie gibt es also nur die Erhöhung der Verkaufsprovision um drei Prozentpunkte oder auch 60%
  2. Auch werden für alle Auktionen mit einer Startgebühr über einem Euro keine Nachlässe auf die Einstellgebühr gewährt, so dass es auch hier nur eine saftige Preiserhöhung durch die Verkaufsprovision gibt. Man ist also noch stärker getrieben, Angebote für einen Euro einzustellen - und zu hoffen, eben mindestens zwei Interessenten anzusprechen (sonst bieten sie sich nicht hoch, ergo der Verkäufer erhält keinen fairen Preis)
  3. Als geübter Mathematiker weiß man, dass die Preiserhöhung ab einem bestimmten Verkaufspreis den Wegfall der Einstellgebühr auffressen wird. Es stellt sich also die Frage, wann die 3% Aufschlag 25 Cent erreichen. Ich hab mal kurz nachgerechnet und komme auf 8,33€. Kurzum: jeder Verkäufer zahlt ab einem Verkaufserlös von 8,33€ drauf. Netter Preisnachlass!
Weiterhin hat man wieder einmal ein strukturelles Problem mit den hauseigenen Bewertungsregeln festgestellt. Bewertungen sind ein kniffliges Thema, da sie Vertrauen schaffen sollen. Eine einzelne negative Bewertung verfolgt einen eBayanbieter seine gesamte eBayexistenz lang - weiß ich, weil ich selber einen Blick auf die Bewertungen meiner potentiellen Verkäufer habe und auch bei einzelnen negativen Bewertungen nachforsche, woran es denn gelegen hat. Wie die meisten anderen Verkäufer bewerte ich erst nach dem endgültigen Abschluss eines Handels - meist dargestellt durch eine Bewertung des Käufers. Für den Fall von Problemen beim Versand oder Unzufriedenheit mit der Ware will ich halt lieber eine gütliche Einigung erzielen als mir eine schlechte Bewertung einzufangen. Dabei wirkt meine Bewertung aber auch als Druckmittel auf den Käufer, dass ich im Zweifelsfall eine schlechte Bewertung abgeben könnte.
Umgekehrt akzeptiere ich dieses Prozedere aber auch in dieser Form, wenn ich in der Rolle des Käufers stecke.

In meiner eBayexistenz habe ich in knapp 9 Jahren seit der Anmeldung 341 positive Bewertungen erhalten. Und da wird klar, wie wenig aussagekräftig das ist, weil eben der ganze Handel - Artikelbeschreibung, Versand, Qualität der Ware - über eine einzige Bewertung abgehandelt wird. Dabei hätte ich mir durchaus den einen oder anderen Schuss vor den Bug verdient. Es gab z.B. eine Zeit (in der ich eine umfangreiche Sammlung auflöste), da liefen jeden Sonntag mehrere Auktionen bei mir aus. Die Post hatte gerade meine Hausfiliale dicht gemacht, der Weg zur nächsten Postfiliale kostete mich jedes Mal eine dreiviertel Stunde. Logisch, dass ich den Aufwand minimieren wollte. So sammelte ich immer die eintrudelnden Bezahlungen und hoffte auf eine schnelle Abwicklung aller Auktionen - denn ich wollte auch nur einmal die Woche zur Post gehen. Wer also schon am Montag bezahlt hatte, den ließ ich bis Donnerstag warten - bis (hoffentlich) die letzte Überweisung eingegangen war. Trotzdem bekam ich meine positiven Bewertungen (na ja, manchmal auch gar keine, was aber bei einem gewissen Grundstock an positiven Bewertungen auch nicht störte). Meine Langsamkeit beim Versand war nun auch wiederum keine negative Bewertung wert, die Meinung hab ich schon. Aber eben so ein Warnschuss wäre schon OK gewesen - auch, damit manch Käufer nicht so sehr drängelte.

Andersherum habe ich in meiner eBayexistenz nur drei negative Bewertungen verteilt: ein Käufer (der wohl im Anschluss an die Auktion im Krankenhaus gelandet war; auf jeden Fall ließ er mehrere Auktionen zunächst platzen - wir wickelten das aber nach knapp einem Monat trotzdem noch erfolgreich ab), ein Verkäufer, der Sammlerware ungenügend verpackte, weswegen es zu Transportschäden gekommen war und einer, von dem die Ware nie kam und der behauptete, ihm sei der Account wohl aus dem privaten Umfeld geknackt worden.

Zurück zum Thema. Ein finetuning beim Bewertungssystem von eBay ist nach mehr als 9 Jahren Feldtest dringend erforderlich. eBay plant deshalb, dem Verkäufer nicht mehr zu gestatten, Käufer mit einer anderen Bewertung als positiv bewerten zu lassen. Zugegeben, was kann ein Verkäufer auch schon machen, wenn ein Käufer mit vielen schlechtern Bewertungen als Käufer bei ihm eine Ware erwirbt?
Schlechte Verkäufer sind da deutlich wichtiger auszumachen und für die potentielle Kundschaft zu umgehen. Aber die feine englische Art ist es sicherlich nicht, Leute in ihren Rechten zu beschneiden, ohne das diese im Einzelfall etwas falsch gemacht haben.
Hauptproblem hier ist eigentlich, dass man im Onlinehandel nur sehr schlecht zwischen einmaligen Patzern und bewusstem oder wiederholt fahrlässigem Fehlverhalten unterscheiden kann. Es mangelt zumeist an Kommunikation und an Wiederholung. Zudem sind bei eBay eben sowohl Käufer als auch Verkäufer Kunden, denen es im Zweifelsfall der Kundendienst recht machen will. Ergo bleibt dabei meist einer auf der Strecke, und momentan ist das halt wohl der Verkäufer (weil eBay in seinem Bereich eine Monopolstellung hat - ein Käufer kann auch anderswo online einkaufen, wenn auch meist etwas teurer).

ich selbst bin wie gesagt seit fast neun Jahren bei eBay angemeldet, zeitweise als Käufer und zeitweise als privater Verkäufer tätig - und halte deren Gebühren im Allgemeinen für unverschämt (man kann auch sagen schamlos) - was aber immer das Problem mit Monopolisten ist, und diesen Monopolisten haben wir selbst geschaffen.

[Momentan in Winamp: 10000 Maniacs - These Are Days]

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