27 März 2006

Drücker am Telefon

Wer hat nicht schon seine unliebsamen Erfahrungen gemacht, mit den Leuten, die einem an der Tür das Blaue vom Himmel runterlügen - nur um hinter eben diese Tür zu kommen, dort zum emotionalen Großangriff anzusetzten und einem dort für Produkte, die man nicht braucht, Geld aus der Tasche zu ziehen.
So jemanden hatte ich nun gestern am Telefon. Ich bin ja nun seit geraumer Zeit DSL-Kunde. Also hat mein Anbieter es sich zur Aufgabe gemacht, mal nachzufragen, ob ich den auch wirklich zufrieden bin. Ja? Dann gibt es vielleicht in ihrem Bekanntenkreis jemanden, dem wir das auch anbieten sollen? - Ich sollte also jemanden anschwärzen. Natürlich hat das auch für mich Vorteile: neben einer kleinen Geldprämie gibt es den Vorteil, dass ISDN-Kunden meines Anbieters untereinander auch kostenlos telefonieren können.
Normalerweise wimmle ich solche Leute recht souverän ab (oder sie rufen eh an, um meinen ehemaligen Mitbewohner etwas zu verkaufen). Hier lag der Fall aber anders. Tatsächlich gibt es jemand, mit dem ich über das Thema schon häufiger gesprochen habe, der Interesse hat - aber eben ein ganz kleines bisschen träge ist - und auch stolz dazu steht. Während ich nun meine Bedenken, die Telefondaten eines ahnungslosen Freundes ungefragt herauszugeben - eher für mich selbst als für meinen Anrufer - formulierte, legte dieser gleich in bester Verkäufermanier los: alle seine Bekannten hätten ihm das damals auch nicht übel genommen, sich sogar gefreut, das er mit diesem tollen Angebot an sie gedacht habe und überhaupt, es gäbe da auch bald dieses neue Angebot - eigentlich solle er darüber ja noch gar nicht sprechen ... Kurzum: er zog fast das volle Register durch, eigentlich nur 'von ihm unterstützte kranke Familienmitglieder' auslassend.
Nachdem ich für mich entschlossen hatte, das meinem Freund durch die Weitergabe der Telefondaten an ein renomiertes deutsches Unternehmen nicht wirkliches Ungemach zu drohen schien (obwohl in dieser Frage noch meine Paranoia mit meinem Realitätssinn streiten), hab ich also seine Daten weitergegben.
Obwohl ich die Tat immer noch für angemassen halte, ärgere ich mich (inzwischen seit Freitag) doch, dass ich so einem unseriös auftretenden Typ ein Erfolgserlebnis (und gute Aussichten auf eine Kopfprämie) verschaft habe ...

[Momentan in Winamp: Lifehouse - Everything]

Kommentare:
Letztens hatte ich wieder jemanden am Telefon, der mir irgendeine Beratung aufschwatzen wollte, mit dem ich angeblich Geld sparen könnte. Normalerweise höre ich mir sowas an und sage dann ganz höflich, dass ich kein Interesse haben. In 99% aller Fälle wird das dann akzeptiert und ich lege auf. Find ich auch in Ordnung so.
Bei dieser freundlichen (oder auch nicht) Dame sollte ich mich aber dann dafür rechtfertigen, dass ich ihr Angebot ablehnen wollte. Pfff. Glauben die, durch unverschämtes Verhalten gewinnen die mehr Kunden? So eine schlecht geschulte Call-Center-Truse hatte ich bisher noch nicht am Apparat.
 
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