05 März 2007

Karrierenden ...

Da - grade für den Biathlonfan - in letzter Zeit die Karrierenden von links und rechts kommen, hier eine kurze Betrachtung der Wege, wie Sportler aus dem Spitzensport ausscheiden. Dazu muß gesagt werden, dass für jeden Sportler irgendwann der Tag kommt, an dem man bemerken muß, dass man langsam älter wird, das Mithalten mit den Jungspunden schwieriger wird und dass es wohl in der nächsten Saison nur noch Berg ab gehen kann. Kurzum: wenn man mit Würde gehen will, dann doch lieber jetzt, sonst wird es bitter.

Hier also ein kurzer Überblick, wie und unter welchen Umständen Weltklasse-Athleten ihre Karriere beendet haben, und welchen Eindruck das bei mir hinterläßt:

Raphael Poirett
Großer Sportsmann, der recht früh (mit 32) seine Karriere beendet. Und das nicht (nur) wegen ausbleibenden Erfolgs: auch, als nach durchwachsenem Saisonstart der Erfolg - wie zuletzt mit einem Dreifachsieg - zurückkehrt, steht für ihn fest: Ich mache Schluß, denn ich will mehr Zeit mit meiner jungen Familie verbringen!. Der rechte Zeitpunkt, um mit einem Hurra abzugehen!

Katrin Apel
Mit Elan nochmal auf die Saison vorbereitet gehabt, dann mit Verletzungspech zu kämpfen gehabt, mehrere unglückliche Rückschläge erfahren (ein total verpatztes Staffelrennen vor der Weihnachtspause, ganz knapp den Cut für die Biathlon-WM nicht geschaft), dazu von zwei überragenden Nachwuchsläuferinnen in der eigenen Mannschaft in den Schatten gestellt und sowieso das Pech gehabt, eine gute Athletin in einer überragenden Mannschaft gewesen zu sein - im Nachhinein hätte sie statt dieser größtenteils von äußeren Einflüssen vermurksten Saison sich auch schon einer nachsportlichen Karriere widmen können, da der Abschied dann doch etwas bitter ausfallen dürfte.

Linda Grubben
Mit 27 eigentlich noch arg jung, um ihre Karriere ohne Not an den Nagel zu hängen. Und ihre Aussagen, sich den Reise- und Terminstreß nicht mehr antun zu wollen und die Kurzfristigkeit ihres Karrierendes lassen bei der für ihre Flugangst bekannten Athletin dann hoffen, dass da nicht schwerwiegende gesundheitlich-psychische Probleme am Horizont warten. Aus dieser Perspektive also ein sehr bitteres Karriernde, lange vor seiner eigentlichen Zeit. Bleibt nur, ihr von Herzen alles Gute für's Privatleben zu wünschen!

Katja Beer
Eigentlich auch noch relativ jung (29). Konnte sich in der wie bereits gesagt sehr starken deutschen Damenweltcupmannschaft nicht beständig behaupten. Hatte sich gut auf diese Saison vorbereitet, bei den (früh im Saisonverlauf ausgetragenen) deutschen Meisterschaften sogar noch einen Titel erringen können: nur um dann zu erfahren, dass der Trainer lieber auf zwei Nachwuchstalente setzt, so dass Beer wohl dauerhaft keine Chancen mehr auf eine Berücksichtigung für das Weltcup-Team gehabt hätte. Irgendwie eine unvollendete Karriere, überrannt von der nächsten Genreration.

Ricco Gross
Hatte sich noch mal für eine letzte Saison entschieden, in der er nochmal große Ziele anvisierte, bevor er sich dann auf's Altenteil zurückziehen wollte. Die Saison lief alles andere als gut, hinterließ mit durchwachsenen Platzierungen, wenigen WM-Einsätzen und zum Schluß nochmal einer ernsthafteren Erkrankung ein unglückliches Bild. Da wäre nach der letzten Saison sicherlich der Abschied weniger bitter ausgefallen. Bleibt die Frage, ob es sich lohnte, die Sport-Karriere im hohen Alter von 35 doch noch mal um ein Jahr zu verlängern. Ich denke - nüchtern betrachtet - sein Marktwert wäre nach der letzten Saison noch bedeutend größer gewesen, als heuer.

Jan Ullrich
Der gefallene Held. Er könnte heute sofort Lizenz haben, sofort Vertrag haben - aber hätte er dann noch eine gute Minute auf dem Rad? Von den einen als zu unrecht verdächtigter Radsportheld gefeiert, von den anderen als 'doch arg dopingverdächtig' gebranntmarkt. So sucht er sich denn neue Aufgaben, die (in der Außenbetrachtung) für ein einstiges Idol arg klein erscheinen: Nachwuchsarbeit in einem Zweitligateam, Promoter von Sportwäsche und selbstdichtenden Fahrradreifen sowie schließlich als Konstrukteuer von Fahrrädern. Bleibt zu hoffen, dass entweder a) er damit glücklich wird oder b) seine Unschud bewiesen wird oder er im Fall einer Dopingvergangenheit rechtzeitig reinen Tisch machen kann.

Und so kommt es, dass ich mir heute wohl zum letzten Mal über all diese Sportsfreunde meinen (und stellvertretend auch ihren) Kopf zerbreche, alles besser weiss ... und sowieso ... und überhaupt.
Viel Erfolg wünsche ich den Athleten in ihre nachsportlichen Karriere, für ihre Familien und vor allem für ihre Gesundheit (es gibt ja leider kaum etwas schädlicheres für den menschlichen Körper, als Leistungssport). Adieu!

[Momentan in Winamp: Staind - Outside]


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