15 Januar 2007
Der Radsport und das Doping (Teil 3) - Der Fall Danilo Hondo
Zunächst mal vorneweg: der Fall hat sich über so lange Zeit hingezogen, und es wurde nur so wenig über die eigentlichen Fakten - viel mehr über die Urteile - gesprochen, dass ich für die Richtigkeit der hier nacherzählten Abläufe keine Gewähr übernehmen kann. Dieser Artikel erfolgt aber nach bestem Wissen und Gewissen, über Korrekturanmerkungen würde ich mich sogar freuen.
Wie Sport.ARD.de heute berichtet, ist in letzter Instanz ein (Sportgerichts-)Urteil wegen Dopings gegen Danilo Hondo ergangen. Zwei Jahre Sperre, so die (Standard-)Strafe. Die laufen dann auch Ende März aus, dann darf er - als Ersttäter verurteilt - wieder in seinen Sport einsteigen.
Doch wie kam es dazu? Im März 2005 wurde Hondo, damals Radprofi im Team Gerolsteiner, bei der Murcia-Rundfahrt positiv auf die Stimulanz Carphedon getestet. Am Vortag wurde er - als Etappensieger - auch getestet, negativ.
Hondo wurde nun nach Schema F behandelt: suspendiert, nach der positiven B-Probe fristlos entlassen. Er hatte nun jedoch eine starke Argumentation, dass er das Dopingmittel nicht willentlich eingenommen habe, sondern es ihm in irgend einer Form untergeschoben worden sei, z.B. mit seiner normalen Ernährung. Er fühlte sich also unschuldig des Dopings. Die zuständige Antidoping Agentur sah das anders: positive Befunde, also Ende Gelände.
Es ging vor Gericht. Die erste Instanz versuchte es mit einem salomonischen Urteil: ein Jahr Sperre - bei einem normalen Dopingvergehen wären zwei Jahre Pflicht gewesen. Sowohl Hondo als auch seine Ankläger legten Berufung ein. Das neue Urteil: zwei Jahre, plus zwei Jahre UCI-Protour-Verbot - quasi ein Karriereende für den nicht mehr ganz jungen Hondo.
Weiter ging es durch die Instanzen, wo sich jeweils - so einzelne Meldungen - nur über Verfahrensfragen gestritten wurde, nicht aber um die wirkliche Schuld-Frage. So bleibt z.B. auch für mich als interessierten Beobachter die Frage offen, ob es eventuelle Wege für Hondo gegeben haben könnte, seine vorherige Probe negativ zu machen, schlauer zu sein als die Wissenschaft. Denn für andere Dopingmittel scheint es solche Wege zu geben, z.B. sich die Hände mit bestimmten Substanzen einzupudern und diese somit - trotz Kontrolle - in die Urinprobe zu kriegen. Aber zurück zur Prozeßserie. Bei zwei Gelegenheiten entschieden die Gerichte kurzfristig zugunsten Hondos (wenn ich nicht irre, Einstweilige Verfügungen, die Gerichtsurteile außer Kraft setzten). Jedesmal sah er das als Freispruch an, wo es doch nicht um die Sache ging, sondern ums Verfahren. Natürlich ist er Sportler, und der als solcher lebt nun mal von einem guten Ruf und darüber von "seinen" Sponsoren (auch wenn sie letztendlich nur sein Team sponsoren).
Nun gibt es also eine Tatsachenentscheidung, aber immer noch keine Antwort auf die Schuldfrage. Und da wird es dann tückisch im Kampf gegen Doping. Natürlich, man will Null Tolleranz zeigen, und das ist die richtige Richtung. Schnelle (standardisierte) Urteile, Ersttäter sind für zwei Jahre raus, Basta. Abschrecken will man. Und dann kommt so ein Fall daher, wo man zweifeln darf - vielleicht als verantwortlicher Wissenschaftler/Funktionär zweifeln muß. Und wo es für die Dopinggegner hauptsächlich um's Prestige, um die eigenen Pfründe geht. Wo man hart durchgreifen muß, scheiß auf Gerechtigkeit. Wo man schon ein desillusionierter Zyniker und Verschwörungsgläubiger sein muß, um sich diesen Einzelfall nicht zu Herzen nehmen zu müssen - immerhin wird hier einem Menschen seine Ehre in Frage gestellt und sein finanzielles Wohl stark beschränkt.
Andrerseit schafft sich der Radsport natürlich auch eine Legion von desillusionierten Zynikern und Verschwörungsgläubigen ...
Wie Sport.ARD.de heute berichtet, ist in letzter Instanz ein (Sportgerichts-)Urteil wegen Dopings gegen Danilo Hondo ergangen. Zwei Jahre Sperre, so die (Standard-)Strafe. Die laufen dann auch Ende März aus, dann darf er - als Ersttäter verurteilt - wieder in seinen Sport einsteigen.
Doch wie kam es dazu? Im März 2005 wurde Hondo, damals Radprofi im Team Gerolsteiner, bei der Murcia-Rundfahrt positiv auf die Stimulanz Carphedon getestet. Am Vortag wurde er - als Etappensieger - auch getestet, negativ.
Hondo wurde nun nach Schema F behandelt: suspendiert, nach der positiven B-Probe fristlos entlassen. Er hatte nun jedoch eine starke Argumentation, dass er das Dopingmittel nicht willentlich eingenommen habe, sondern es ihm in irgend einer Form untergeschoben worden sei, z.B. mit seiner normalen Ernährung. Er fühlte sich also unschuldig des Dopings. Die zuständige Antidoping Agentur sah das anders: positive Befunde, also Ende Gelände.
Es ging vor Gericht. Die erste Instanz versuchte es mit einem salomonischen Urteil: ein Jahr Sperre - bei einem normalen Dopingvergehen wären zwei Jahre Pflicht gewesen. Sowohl Hondo als auch seine Ankläger legten Berufung ein. Das neue Urteil: zwei Jahre, plus zwei Jahre UCI-Protour-Verbot - quasi ein Karriereende für den nicht mehr ganz jungen Hondo.
Weiter ging es durch die Instanzen, wo sich jeweils - so einzelne Meldungen - nur über Verfahrensfragen gestritten wurde, nicht aber um die wirkliche Schuld-Frage. So bleibt z.B. auch für mich als interessierten Beobachter die Frage offen, ob es eventuelle Wege für Hondo gegeben haben könnte, seine vorherige Probe negativ zu machen, schlauer zu sein als die Wissenschaft. Denn für andere Dopingmittel scheint es solche Wege zu geben, z.B. sich die Hände mit bestimmten Substanzen einzupudern und diese somit - trotz Kontrolle - in die Urinprobe zu kriegen. Aber zurück zur Prozeßserie. Bei zwei Gelegenheiten entschieden die Gerichte kurzfristig zugunsten Hondos (wenn ich nicht irre, Einstweilige Verfügungen, die Gerichtsurteile außer Kraft setzten). Jedesmal sah er das als Freispruch an, wo es doch nicht um die Sache ging, sondern ums Verfahren. Natürlich ist er Sportler, und der als solcher lebt nun mal von einem guten Ruf und darüber von "seinen" Sponsoren (auch wenn sie letztendlich nur sein Team sponsoren).
Nun gibt es also eine Tatsachenentscheidung, aber immer noch keine Antwort auf die Schuldfrage. Und da wird es dann tückisch im Kampf gegen Doping. Natürlich, man will Null Tolleranz zeigen, und das ist die richtige Richtung. Schnelle (standardisierte) Urteile, Ersttäter sind für zwei Jahre raus, Basta. Abschrecken will man. Und dann kommt so ein Fall daher, wo man zweifeln darf - vielleicht als verantwortlicher Wissenschaftler/Funktionär zweifeln muß. Und wo es für die Dopinggegner hauptsächlich um's Prestige, um die eigenen Pfründe geht. Wo man hart durchgreifen muß, scheiß auf Gerechtigkeit. Wo man schon ein desillusionierter Zyniker und Verschwörungsgläubiger sein muß, um sich diesen Einzelfall nicht zu Herzen nehmen zu müssen - immerhin wird hier einem Menschen seine Ehre in Frage gestellt und sein finanzielles Wohl stark beschränkt.
Andrerseit schafft sich der Radsport natürlich auch eine Legion von desillusionierten Zynikern und Verschwörungsgläubigen ...
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