01 Dezember 2006

Peinlichkeit

Ich sitze am Schreibtisch. Am Fenster. Habe eine "Halbfenstergardine". Hatte damals keine Lust, eine Gardinenleiste anzubringen. Hielt ich auch nicht für notwendig. Gegenüber ist zwar in geschätzten 8 Metern ein weiteres Haus - aber auf dieser Seite (zur Straße hin eben) liegen die Küchen.
Grade geht dort ein Stockwerk höher (in direkter Sichtline von meinem Sitzplatz) ein (vorhangbehängtes) Fenster auf. Die leicht gekleidete Bewohnerin schüttelt ein größeres Tuch aus. Beugt sich vor. Ich kann nicht hingucken. Ich kann auch nicht glaubhaft weggucken. Ich weiß deswegen nicht genau, welches Kleidungsstück die Frau trägt. Oder genauer: welche sie nicht trägt. Ich vermute, eher nur Unterwäsche - ein Dekoltée ist deutlich zu erkennen. Natürlich beugt sie sich zum Ausschütteln auch noch vor. Trotz schlanker Figur eher gut ausgestattet. Ich sag mal: C. Sie bemerkt mich. Setzt ihr Tun eilig fort, beendet ihre Aufgabe. Schließt das Fenster.
Das Fenster geht wieder auf. Die Bewegung an sich zieht meinen Blick auf sich. Wieder sie. Diesmal im Rollkragenpulli. Schüttelt noch ein Tuch aus. Sie starrt rüber. Ich starre seitwärts - auch für sie wahrscheinlich unverkennbar auf den Rechner-Bildschirm. Fenster geht zu. Fenster geht auf. Ein drittes Tuch. Jetzt starre ich wirklich um mein Leben auf den Bildschirm. Nach außen hin zumindest. Meine Pupillen drücken sich unkontrollierbar in die Augenwinkel. Sie starrt wieder. Feindselig. Ich bin doch unschuldig, denke ich. Sie ist fertig. Ich bin vor Peinlickeit ca. fünf mal gestorben.

[Momentan in Winamp: Jimi Hendrix - All Along The Watchtower ]

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