14 Oktober 2006

Der Radsport und das Doping (Teil 2) - Vorverurteilung

Was mir im ablaufenden Sportjahr sehr stark negativ aufgefallen ist, das eigentlich sinnige Vorgänge durch das öffentliche Interesse vollkommen ausgehbelt werden. Zum Beispiel ist es so, dass der Name eines Sportlers mit positiver A-Probe nicht veröffentlicht wird. Im Fall Landis wurde das zum Beispiel von den Radsportverbände auf eine unschöne Weise ausgeheblt: nach dem Bekanntwerden einer positiven Dopingprobe bei der Tour de France beeilten sich alle Radspotrverbände der Welt zu versichern, das das Schwarze Schaf nicht in ihrer Herde sei - bis die Amerikaner übrig blieben und Floyd Landis 'enttarnt' wurde. Fortan liefen die Meldungen durch die Zeitungen, die eben erstmal weitestgehen aus Meinungsäußerungen bestanden, da der Prozeß einer Dopingkontrolle eben seine Zeit braucht - Vorverurteilungen halt.
Beängstigend finde ich auch den Ethic-Code, den sich die Teams der Profi-Tour gegeben haben, und der Sportler bereits bei Dopingverdacht aus dem Team (und dem Profi-Radsport) befördern kann. Immerhin geht es um Menschen, die hier faktisch mit einem Berufsverbot belegt werden. Bei solch schwerwiegenden Eingriffen in Persönlichkeitsrechte muß einfach der Grundsatz Im Zweifel für den Angeklagten gelten. Mir ist klar, dass mit einer solchen Grundhaltung diverse Betrüger und einige echte Verbrecher einer gerecht erscheinenden Strafe entkommen, aber das ist eben der Preis einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung auf Basis der Menschnrechte.
Denn letztendlich werden hier Versäumnisse in anderen Bereichen dem Sportler zur Last gelegt. Es ist schließlich nicht seine Schuld, dass er keine Möglichkeit hat, mittels beständig negativer Dopingkontrollen seine Unschuld zu beweisen. Die Dopingkontrollmechanismen hängen leider den Dopingmöglichkeiten immer ein paar Jahre nach.
Doch die Vielzahl der Köche, die momentan sozusagen nicht an die Töpfe kommen, verhindert in meinen Augen wirkungsvolle Maßnahmen. Während die Verantwortlichen der Pro-Tour z.B. Mittel und Wege haben, durch Sanktionen und einen gewissen Gruppenzwang im Profiradsport Veränderungen herbei zu führen, gibt es auch viele machtlose Gestalten, die sich durch Aktionismus profilieren wollen/müssen. Ich habe zum Beispiel immer ein ungutes Gefühl, wenn der sich der Präsident des deutschen Radsportverbandes zu Wort meldet und meist wenig zur Beruhigung emotionaler Debatten beizutragen weiß (ohne jetzt meinen Finger auf bestimmte Ereignisse legen zu können). Es gibt einfach zuviele Ehemalige (Leute, die gerne mal wieder in die Medien wollen) und Leute, die in anderen Bereichen persönliche Grabenkämpfe austragen und deshalb ihre Gegner in Radsport-Themen angreifen (z.B. Medien, Politik).
Die Debatte um Doping und den Umgang damit im Sport muß einfach sachlicher werden, um langfristige Erfolge erziehlen zu können. und leider sehe ich dafür die Chancen in der nahen Zukunft eher schlecht ...

[Momentan in Winamp: Mazzy Star - Into Dust]

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