07 April 2006

Jürgen Klinsmann is' 'ne Knackwurst

Vielleicht sollte ich den Beitrag damit beginnen, dass es mir recht egal ist, welcher der beiden zur Auswahl stehenden deutschen Torhüter bei der kommenden Fifa Fussball Weltmeisterschaft Deutschland 2006 zwischen den Pfosten steht. So sehr interessiere ich mich nämlich auch nicht für Fußball. Und ich denke, dass von der auflaufenden Mannschaft die Torhüter noch die verläßlichsten sind. Die Wahl fiel nun auf Jens Lehmann.
Nun ist vermutlich fehlgeleitet, denn grundsätzlich wurde diese Entscheidung von langer Hand inszeniert.
Der deutsche Fußballbundestrainer Jürgen Klinsmann hat dabei, wie so oft in letzter Zeit, einen geschickten Umgang mit Menschen und Medien vermissen lassen.
Der allgemeinen Stimmungslage nach nehmen sich Lehman und sein Konkurent um den Torwartposten - Oliver Kahn - leistungsmäßig nicht viel. Lehman passt besser zu Klinsmans offensichtlich angestrebter offensivorrientierten Spieltaktik, Kahn hat größere Erfahrungen als Turnierspieler und als langjähriger Manschaftskapitain. Verständlich, dass sich Klinsmann bei dieser Ausgangslage für Lehmann entschieden hat. Unverständlich hingegen der Kurs, den er auf dem Weg dorthin eingeschlagen hat.
Immer wieder hat Klinsmann einen festen Fahrplan für die Nominierung des Torwarts propagiert - nur um diesen jetzt doch wieder umzuwerfen. Dabei kommt die Entscheidung zu einem Zeitpunkt, wo Klinsmann gute Chancen auf positive Presse hat - sein Favorit macht sich in der Momentaufnahme etwas besser. Aber die Entscheidung kommt auch zu einem unglücklichen Zeitpunkt - der nicht erwählte Kandidat hat noch einige Meisterschaftsspiele, für die er eher Ruhe als den jetzt verursachten Pressewirbel gebraucht hätte. Es war von vorneherien zu erwarten, dass der nicht gewählte Torwart ganz von der Nationalmannschaft zurücktritt - was problematisch wird, wenn der Wunschtorhüter sich noch ernsthaft verletzen sollte. Dann hätte man möglicherweise keinen der beiden Ausnahmetorhüter zur Verfügung.
Ähnliches geschah auch bei der Zusammenstellung von Klinsmanns Wunschabwehr. Zunächst versuchte der Bundestrainer, durch seine Äußerungen seinen Favoriten in ihren Vereinen mehr Einsatzzeit zu verschaffen - womit er aufgrund der Ignoranz der (ausländischen) Vereinsmanschaften für die Belange der deutschen Nationalmanschaft scheiterte. Als dieses Vorhaben also keine Früchte trug, warf Klinsmann seine bisherigen Aussagen über den Haufen. Damit brüskierte er z.B. Christian Wörns. Und als dieser sich in einer emotionalen Situation im Ton vergriff, zog Klinsmann eiligst Konsequenzen - die seinem Konzept zudem entgegenkamen ...
Auch Klinsmanns Presseauftritte erscheinen wenig professionell. Zumeist gibt er den Grinse Klinsi und heischt um Sympathie für seine schwere Lage. Es fehlt an Distanziertheit, Souveränität. Immerhin represenstiert er in seinem Bereich 80.000.000 deutsche Staatsbürger.
Auch die Affäre um sein Nichterscheinen bei einem internationalen Trainertreffen stößt unangenehm auf. Anscheinend eigenmächtig stellte er persönliche Bedürfnisse über seine Arbeit. Ohne Zweifel fehlte er nicht unbegründet - die Frage ist jedoch, ob sein Grund (bekanntlich wollte er seiner Mutter am Todestag seines Vaters beistehen) schwerwiegend genug war. Hätte er an diesem Tag auch bei einem Länderspiel gefehlt? Auch als Spieler?
Klinsmann hat sich vorgenommen, die deutsche Nationalmannschaft zu modernisieren. Er schaft ein neues Umfeld für die Verwaltung und das Training. Er möchte mit den Spielern arbeiten, in die er Vertrauen hat - und nicht mit denen , die der Presse gefallen. Das sei ihm zugestanden. Den Weg dahin finde ich aber bedenklich, mir kommt bisweilen der Begriff unwürdig in den Sinn ... leider. Bei Klinsmanns Auftritten und Entscheidung fällt es mir immer schwerer, nicht automatisch in Häme zu verfallen oder gar unangemessen persönliche Angriffe zu formulieren. Im Gedanken heißt er bei mir (wegen eines Auftrites in einer Werbung) sowieso nur noch Bundesgetränkewart ...

[Momentan in Winamp: Joseph Arthur - In The Sun]

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